Hallo, ich besitze ein 7/8 Cello, das ich gebraucht gekauft habe. Der Vorbesitzer hatte auch eine Gambe und wollte laut seiner Aussage identische Mensuren. Deshalb hat der Geigenbauer am Obersattel einen 2. Steg an den eigentlichen geleimt, sodass der Obersattel um 0,5 cm länger in Richtung Steg wurde (Übrigens kaum zu sehen). Auch der Steg war beim Kauf etwas (0,5 cm) in Richtung Griffbrett verschoben. Dies hat allerdings der Geigenbauer, dem ich vor dem Kauf um Rat fragte, wieder zurückgeschoben. Die schwingende Saitenlänge beträgt jetzt 65,2 cm (vom Ende des Obersattels zum Anfang des Steges gemessen). Da ich kleine Hände mit recht geringer Spannweite habe (12,5 cm vom Zeigefinger zum kleinen Finger gemessen), kommt mir die Obersattelkorrektur entgegen. Welche Auswirkung hat sie auf den Klang? Es ist ein Schülercello mittlerer bis unterer Preisklasse, laut Geigenbauer ca. 1800.-€ wert (lt. Kurzgutachten ohne Berechnung).

Hallo,
die Mensuren von Streichinstrumenten sind heute vielfach "genormt".
Im Geigenbau spricht man von einem Mensurverhältnis. Es betrifft die Halsmensur(Griffbrettbeginn ohne Obersattel bis zum Deckenrand) und Deckenmensur (Deckenrand bis Stegmitte, die idealer Weise mit den F-Kerben identisch ist)
Das Verhältnis sollte bei Cello 7:10 sein. Beim 4/4 Cello sollte die Halsmensur 28cm und die Deckenmensur 40cm betragen. Wird dieses Verhältnis von 7:10 bei allen Cellogrößen (vom 1/16 - 4/4) eingehalten, fällt der Umstieg von einer Größe zur anderen nicht mehr so schwer, da alle Lagen "gefühlt" am Hals und darüber hinaus an der gleichen Stelle liegen.
Überprüfe doch einmal, wie das jetzt bei Deinem Cello ist.
Nun zum Klang:
Ich erachte es für wichtig (wichtiger als das richtige Mensurverhältnis), dass der Steg im akustischen Zentrum zwischen den F-Löchern auf der gedachten Linie zwischen den F-Kerben liegt.
Ein Verschieben des Steges hat immer klangliche Folgen, da sich damit auch der Abstand zur Stimme (die man auch verschieben müsste) und zum Baßbalken ändert. Der halbe Zentimeter am Oberattel sollte eigentlich keine großen klanglichen Auswirkungen haben. Damit wird allerdings die schwingende Saitenlänge verkürzt. Du solltest einfach mal probieren, ob Deine Saiten genügend Spannung aufweisen oder sich besonders die C- Saite eher etwas schlapp anfühlt.
Um eine klangliche Auswirkung zu testen, kannst Du das Cello einfach mal einen halben Ton höher stimmen, klingt es dann besser, kannst Du, wenn Du nicht die Halsmensur wieder verlängern willst, beim nächsten Saitenkauf einfach etwas dickere Saiten probieren, die den gleich Effekt haben dürften.
Sollte das Mensurverhältnis bei Dir nicht stimmen, ist das auch dann nicht so schlimm, wenn Du langfristig weiter auf diesem Cello spielen möchtest. Falls Du dann einmal ein anderes kaufst, müsstest Du nur mit einer längeren Eingewöhnungszeit bzgl der Intonation und der Lagenwechsel rechnen.
Grüße aus Lübeck