Anschäfter
Von einem Anschäfter sprechen wir im Geigenbau, wenn der Hals eines
Instrumentes ausgetauscht werden muss. Dabei bleibt der originale
Wirbelkasten mit der Schnecke (oder dem Kopf) erhalten.
Die Gründe für einen Anschäfter können vielfältig sein:
- Der Hals ist gebrochen.
- Die Steghöhe, die durch den Halswinkel definiert wird, ist aus klanglichen oder anderen Gründen nicht optimal.
- Der Hals hat sich verzogen.
- Der Hals ist zu dünn und passt nicht zum Spieler.
- Der Hals sitzt schief im Korpus und ermöglicht nicht einen klangoptimierten Steg aufzustellen, der immer im akustischen Zentrum des Instrumentes stehen sollte.
- Zunächst wird das Griffbrett abgelöst. Der Halsfuß wird aus dem Halsfußauschnitt des Korpuses herausgelöst; hier zur Verdeutlichung ein Auschnitt ohne Boden und Decke
- Der Hals wird vom Wirbelkasten getrennt.
- Die beiden oder evt. vier obersten Wirbellöcher (bei Geige e- und g-, bei Cello und Bratsche a- und c-Wirbel) werden ausgebuchst.
- Der Wirbelkasten wird für den Anschäfter vorbereitet. Alle
Flächen werden solange bearbeitet, bis alles absolut gerade abgerichtet
ist. Dies ist eine zeitintensive und schwierige Arbeit.
- Der Anschäfter aus abgelagertem Ahorn wird entsprechent
zugehobelt, bis er nahtlos in den vorbereiteten Ausschnitt passt. Auch
hierbei ist Präzisionsarbeit mit sehr hohem handwerklichen Geschick
unerläßlich. Beim Einpassen müssen neben der Passgenauigkeit ebenfalls
die Übereinstimmung der Mittellinie von Schnecke, Hals und Korpus und
auch der Ebene von Hals und Schnecke
gewährleistet.
- Als nächstes wird das Griffbrett aufgepasst und der Hals so verschnitten, dass ein bequemes Spielen möglich ist. Dabei sind individuelle Anpassungen immer möglich.
- Der Halsfuss wird dann in den Halsausschnitt eingepasst, dass der Winkel und damit die Steghöhe optimal sind und das Griffbrett genau auf die Instrumentenmitte zeigt.
- Retuschen sind der letzte Akt dieser komplizierten Reparatur. Hier ist der fast fertige Anschäfter zu sehen.